In den letzten Tagen und Wochen war es hier etwas ruhiger. Ich war erst im Silicon Valley und dann wollte mein Mac nicht mehr, so dass ich komplett lahmgelegt war. Und auch wenn ich dann gerne am Ipad aktiv gewesen wäre, so muss ich sagen, dass ich ohne Mac nicht klar komme. Aber dazu mehr in einem anderen Blogpost.
Nun also zu Herrn Guardiola. Es ist kein Geheimnis, dass ich großer FC Bayern Fan. Also war es gar keine Frage, dass ich Herr Guardiola: Das erste Jahr mit Bayern München sofort haben und vor allem lesen musste. Ich wurde nicht enttäuscht. Martí Perarnau berichtet minutiös über das erste Jahr von Pep beim FC Bayern. Wir bekommen einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln des wahrscheinlich aktuell besten Trainers aktuell auf der Welt. Pep ist ein fußballverrückter Perfektionist, der nie happy ist und immer mehr will. Er arbeitet viel und ordnet alles dem Teamerfolg unter. Tagelang tüftelt er an der richtigen Strategie und ist erst dann zufrieden, wenn er sie glaubt gefunden zu haben. Er will jeden einzelnen Spieler verbessern und fordert aber auch bedingungslosen Einsatzwillen von seinen Spielen. Wer da nicht Gas gibt, muss aussetzen.
Die erste Saison war geprägt von vielen Rekorden in der Bundesliga – es ist sehr interessant zu sehen, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Spannung hochzuhalten bis zum Titelgewinn. Gleichzeitig lesen wir aber auch, was danach passierte, wie die Spannung weg war und die ersten Niederlagen kamen und dann alles in Pleite gegen Real Madrid zum „Höhepunkt“ kam. Pep ist lernfähig. Er hinterfragt sich ständig, übernimmt sofort die Verantwortung für die Niederlage und ärgert sich vor allem über sich selbst. Denn er ist von seinem Plan abgerückt und hat auf die Spieler gehört, die bedingungslos anrennen wollten.
Ich kann das Buch jedem Fußballfan empfehlen. Selbst wenn ihr den FC Bayern doof findet, so denke ich, dass das Buch trotzdem einen tiefen Einblick in den modernen Fußball gibt, in Spielsysteme, Trainingsmethoden usw. usw. Ich fand es sehr faszinierend das alles zu erfahren.
Das Buch ist aber noch aus einem anderen Grund spannend für mich. Ich habe in meiner gesamten Karriere bisher Führungsaufgaben gehabt und kenne das dauerhafte Bedürfnis Teams zu Höchstleistungen bringen zu wollen, sie zu coachen. Ich kenne auch von mir, nie zu frieden zu sein, und immer mehr zu wollen. Ich habe aber den Luxus (auch wenn es sich nicht so anfühlt), dass in der Regel nicht alles auf 90 min konzentriert ist und hier und jetzt die direkte Auseinandersetzung stattfindet, sondern es viele kleine Baustellen gibt, an denen jeden Tag gefeilt wird. Insofern ist die Führungsaufgabe als Trainer aus meiner Sicht noch einmal, ungleich viel schwieriger und ich habe nach dem Studium (oder sollte ich besser sagen „Verschlingen“) des Buches noch mehr Respekt davor. Das Buch hat mich auch nachdenklich gemacht, ob ich als Führungskraft immer genug in das Training der Teams und Mitarbeiter stecke und gesteckt habe oder ob ich dauerhaft Höchstleistungen „erwarte“, ohne ins Training zu investieren. Sicher, ich bin ein großer Freund einer Test und Learn Kultur und halte mich auf für durchaus fehlertolerant, aber ich habe mir vorgenommen bei zukünftigen Projekten und Aufgaben hier mehr zu „investieren“. Das ist auch etwas, was ich aus einem anderen Buch, was ich gerade gelesen habe noch einmal mitgenommen habe: Ben Horowitz: „The hard thing about hard things“. Bald werde ich auch das Buch hier vorstellen.
Kennt ihr noch andere gute Fußballbücher? Was ist mit Blogs? Ich lese zB immer http://spielverlagerung.de/ sehr gerne.