So langsam wird mir einiges klar. Ich bin immer wieder überrascht, wie wenige Gründer*innen und Leute die mit Gründern zu tun haben, über das (wie ich finde) Basismethodenwissen beim Gründen und Aufbauen von Unternehmen verfügen. Deswegen will ich hier über diese verschiedenen Konzepte sprechen, die in vielen Gesprächen mit Gründern, die mich um Rat oder ein Angel Investment fragen, hochkommen.
Das MVP ist ein solches Konzept. MVP steht für minimum viable product. Komischerweise gibt es keinen deutschen Artikel bei Wikipedia, alle anderen Sprachen sind da. Offensichtlich hat es bisher keinen Bedarf für eine deutsche Fassung gegeben.
Starten wir also mit der Definition: Wikipedia schreibt: „is the product with the highest return on investment versus risk“. Meine Übersetzung und gleichzeitig auch Interpretation dafür ist: was ist der am günstigsten/schnellsten zu realisierende Funktionsumfang, der es mir erlaubt, ein Produkt zu launchen. Wie wenig ist denn genug, wird jetzt der eine oder andere fragen? Die US Antwort hat Reid Hoffmann, der Gründer und lange CEO von Linkedin, gegeben:
Die deutsche Antwort heißt wohl eher „eierlegende Wollmilchsau“.

Bildquelle: eierlegendewollmilchsau.com
An dieser Stelle lohnt es sich darüber nachzudenken, was denn das erste Release „erreichen“ soll. Natürlich soll es Nutzen für den Kunden stiften, ein echtes Problem lösen (man beachte EIN Problem, nicht viele), es soll vor allem aber auch dabei helfen, mit den ersten Kunden ganz viel zu lernen. Dieses Lernen ist der Return, das Risiko ist das man Dinge umsonst entwickelt hat. Also ist die Idee, so wenig wie möglich zu entwickeln, dass aber sehr passend und dann Stück für Stück weiterzuentwickeln.
Das widerspricht in vielen Punkten einigen zentralen Annahmen, die wir über neue Produkte haben:
- wir denken, dass wir Konkurrenzprodukte in allen Aspekten schlagen müssen
- wir denken, dass wir Produkte bauen müssen, die gleich mehrere Probleme lösen
- wir denken, dass wir Produkte bauen müssen, die der ganzen Welt gefallen und nicht zunächst mal einer kleinen Kundengruppe
denn nur, wenn wir all das machen haben wir eine Chance erfolgreich zu sein. Beim MVP wird das genaue Gegenteil von all diesen Vorurteilen postuliert.
Nun sind aber die Ressourcen leider immer begrenzt, egal ob es Geld ist oder Zeit oder Kreativität oder Aufmerksamkeit. Mehr Sachen in ein Produkt „reinzumachen“, heißt in der Regel dann auch, dass man viele Sachen anfängt, aber keine richtig macht. Da kann ich nur sagen: Lieber eine Sache richtig machen, als viele nur halb. Fokus, Fokus, Fokus.
Es gibt mittlerweile sehr gute Anleitungen über den Prozess wie man zum MVP kommt. Ich empfehle Gründern dann immer: Running Lean – von Ash Maurya, denn er gibt darin eine Betriebsanleitung wie man vorgehen muss. Auch sehr lesenswert in dem Zusammenhang ist natürlich The Lean Startup von Eric Ries
. In der Liste fehlt dann natürlich noch The Startup Owner’s Manual: The Step-By-Step Guide for Building a Great Company
In diesem Sinne, viel Spaß beim „Produktbauen“.
P.S. Danke an Nico Lumma für die Idee zur Überschrift für diesen Post.